Die Dosenclips-Schlange
Die Schlange aus Dosenclips ist vom Sommer 2017 bis zum Frühjahr 2020 entstanden. Mit der Arbeit an der Schlange habe ich begonnen, weil ich ein größeres Projekt realisieren wollte. Dieses stellt sowohl vom Umfang als auch vom Aufwand her das Kettenhemd in den Schatten.
Zuvor habe ich in erster Linie Kleidungsstücke oder Accessoires aus Dosenclips hergestellt. Für die Schlange, als mein erstes Dosenclips-Tier, musste ich eine noch nicht verwendete Technik erarbeiten und anwenden.
Eine große Herausforderung stellte neben Aufwand und Umfang des Projektes die Fertigung des Schlangenkopfes dar. Die Dosenclips begrenzen durch ihre Größe die Feinheit der Gesichtszüge.
Bei der Größe der Schlange habe ich mich an einem Ausnahmeexemplar eines Tigerpythons (Python molurus) orientiert. Der Tigerpython ist ein unglaublich faszinierendes Tier, welches mich vor allem durch die Größe zu diesem Projekt inspirierte. Diese Schlangenart wird gewöhnlich 3,7m lang; das längste, nachweislich gemessene Tier war 5,74m lang. Mein Dosenclips-Tigerpython übertrifft sogar diese Länge.
Im Tierpark Bochum habe ich Vorbilder für meine Schlange gefunden. Fotos von zwei Exemplaren sind hier zu sehen. Diese Tiere sind natürlich kleiner als die Dosenclips-Schlange, jedoch dienten mir die Fotos als Orientierungshilfe für die Formen des Rumpfes und des Kopfes.
Datenblatt
Gewicht
6 KG
Länge
6,7 Meter
Dosenclips
15.680
Baumwollkordel
1.300 Meter
Fortschritt
Startschuss:
25.07.2017 - 0.000 Dosenclips - 0,0m
Fertigstellung Schwanz:
26.10.2017 - 2.308 Dosenclips - 1,6m
Zwischenstände Schlange
26.11.2017 - 3.238 Dosenclips - 1,9m
24.12.2017 - 4.168 Dosenclips - 2,2m
09.01.2018 - 5.098 Dosenclips - 2,5m
04.02.2018 - 6.152 Dosenclips - 2,8m
23.05.2018 - 7.082 Dosenclips - 3,1m
11.09.2018 - 8.074 Dosenclips - 3,4m
15.10.2018 - 8.849 Dosenclips - 3,7m
25.10.2018 - 9.624 Dosenclips - 3,9m
28.01.2019 - 10.554 Dosenclips - 4,2m
15.02.2019 - 11.546 Dosenclips - 4,5m
04.03.2019 - 12.538 Dosenclips - 4,8m
Fertigstellung Hals:
26.01.2020 - 14.448 Dosenclips - 6,0m
Fertigstellung Torso:
30.01.2020 - 15.440 Dosenclips - 6,4m
Fertigstellung Kopf:
23.03.2020 - 15.680 Dosenclips - 6,7m
Fertigstellung Schlange
21.04.2020 - 15.680 Dosenclips - 6,7m
Ziel:
Über 15.000 Dosenclips - Über 6m
Die Entstehung der Schlange
Bei der Fertigung der Dosenclips-Schlange habe ich mit dem Schwanz begonnen. Dieser ging nach seinem Abschluss nahtlos in den Torso über. Da der Kopf die Größe des Halses vorgibt, habe ich mit dem Schlangenkopf begonnen, nachdem der Torso fast fertig war. Sobald die Grundform des Kopfes stand, konnte ich den Hals angefertigen. Am Ende habe ich die fertigen Stücke zusammengefügt. Die Schlange hängt mittlerweile an meiner Wohnzimmerdecke.
Die Dosenclips-Schlange ist in modularer Arbeitsweise entstanden. Wie auch beim Kettenhemd habe ich viel während Zufahrten gearbeitet. Ich habe Stücke aus 750-1.050 Dosenclips angefertigt, da diese sich gut im Rucksack transportieren ließen. Später wurden die einzelnen Elemente miteinander verknotet.
Die Basistechnik der Schlange
Die Dosenclips-Schlange entsteht Stück für Stück indem Dosenclips mit Baumwollkordel aneinander gebunden werden. Ein Großteil der Baumwollkordel soll im Inneren der Schlange liegen, damit die Knoten von außen nicht sichtbar sind. Beim Schwanz angefangen, habe ich die Schlange über den Torso und den Hals bis hin zum Kopf zusammengebaut.
Bei der zugrundeliegenden Wickeltechnik sollen die Löcher der Dosenclips fast perfekt übereinander liegen, dies ist am besten durch drei Wicklungen zu realisieren [Bild 5]. Dadurch dass eine Wicklung zum oben angefügten Dosenclip führt, sieht das an der inneren Seite der Schlange aus als wenn es nur zwei Wicklungen wären [Bild 6].
Für Stücke mit einer Länge von 30 Dosenclips wird ein ca. 2m langes Kordelstück verwendet. Als erstes werden zwei Dosenclips mithilfe der Baumwollkordel mit einem Doppeltknoten zusammengeknotet [Bild 1]. Danach wird ein neuer Dosenclip auf den rechten der beiden Dosenclips gelegt und die Baumwollkordel durch beide Öffnungen der Dosenclips gezogen [Bild 2]. Daraufhin wird ein weiterer Dosenclip auf den linken der beiden unteren Dosenclips gelegt und die Baumwollkordel von hinten durch diesen Dosenclip gezogen [Bild 3].
Anschließend wird die Baumwollkordel noch zwei Mal durch die beiden Dosenclipslöcher gezogen [Bild 4]. Dadurch entstehen insgesamt drei Wicklungen auf der Seite, die zur äußeren Seite der Dosenclips-Schlange werden soll [Bild 5]. Der beschriebene Vorgang [ab Bild 2] wird dann solange wiederholt, bis nur noch ca. 5-10 cm Kordel übrig sind. So entsteht allmählich die erste Dosenclips-Doppelreihe für die Schlange.
Der erste Dosenclip für die nächste Reihe wird rechts unten mit einem Doppelknoten angefügt [Bild 7]. Diesmal wird die Baumwollkordel zuerst durch den linken Dosenclips gezogen. Ein neuer Dosenclip wird dann auf den rechten Doppelclip gelegt. Nun werden die Schritte [ab Bild 2] wiederholt. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Schritte spiegelverkehrt durchgeführt werden [Bild 8].
Im Folgenden werden an der rechten Seite des Dosenclips-Konstruktes nach und nach weitere Dosenclips-Reihen angefügt. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass das Muster, das durch die Baumwollkordel entsteht, immer abwechseld rechts und links fortgeführt wird. Führt man das Baumwollkordell-Muster nicht in dieser Form aus, verzieht sich das Geflecht. Beim Herstellen der Dosenclips-Reihen nach dieser Anleitung, entsteht langsam aber sicher das Dosenclips-Geflecht der Schlange.
Der Schlangenschwanz
Als erstes habe ich den Schwanz der Schlange fertiggestellt. Von der Schwanzspitze an habe ich das Geflecht zunächst mit 3 Dosenclips-Reihen begonnen. Dadurch ist die Spitze des Schwanzes dreieckig. Der Schwanz wird allerdings im weiteren Verlauf konisch breiter und dadurch runder. Das habe ich realisiert, indem ich nach jeweils 10 Dosenclips in der Länge an beiden Seiten je eine Dosenclips-Reihe hinzugefügt habe. Auf diese Weise verbreitert sich der Umfang des Schwanzes von der Spitze bis zum Übergang in den Torso von 3 Dosenclips auf 31 Dosenclips pro Reihe.
Um aus dem zunächst flachen Dosenclipsgeflecht eine runde Schlange zu formen, habe ich die beiden äußeren Dosenclips-Reihen miteinander verbunden. Damit das Geflecht keine allzu großen Lücken aufweist, habe ich nach jeweils 5 Dosenclips in der Länge noch eine Zwischenreihe eingefügt.
Wie die Schlange in Form bleibt
Das so entstandene Dosenclipsgeflecht wies leider nicht ausreichend Stabilität auf, um den Schlangenkörper in Form zu halten. Bereits ab einem Umfang von 23 Dosenclips drückte sich das Geflecht durch sein Eigengewicht selbst platt.
Damit die Schlange langfristig in Form bleibt, habe ich 1,8 mm dicke Weidezaunstücke aus Eisendraht eingefügt. Eisendraht ist zugleich flexibel, aber auch stabil genug für dieses Projekt. Die Weidezaunstücke sollten an der Innenseite der Schlange ca. alle 20 Dosenclips in der Länge eingefügt werden. Sie werden zunächst der Breite der Dosenclips-Reihen enstprechend zugeschnitten und dann durch die Schlaufen der Baumwollkordel gefädelt. Beim Zusammenfügen der äußeren Reihen wird der Eisendraht zusammengerollt und die Schlange dadurch in Form gebogen. Die Weidezaunstücke sind von außen nicht mehr sichtbar.
Der Schlangenkopf
Die Fertigung des Schlangenkopfes stellte für mich die größte Herausforderung dar. Da ich mich bei den Proportionen der Schlange an einem realen Exemplar orientieren wollte, musste ich zunächst das relative Verhältnis vom Kopf zum Körper eines Tigerpythons herausfinden.
Für diesbezügliche Recherchen habe ich verschiedene Zoos und Tierparks besucht und dort Aufnahmen von unterschiedlichen Tigerpythons gemacht. Fotografien aus dem Tierpark Bochum sind weiter zu oben zu sehen. Nach der Sichtung der Fotos habe ich eine ungefähre Skizze der Proportionen angefertigt, welche mir beim Erstellen des Schlangenkopfes als Orientierungshilfe diente.
Die Proportionen des Kopfes mit Dosenclips nachzubilden gestaltete sich alles andere als einfach. Innerhalb der Entstehungszeit der Schlange habe ich unterschiedlichste Techniken zur Erstellung des Schlangenkopfes ausprobiert, aber auch wieder verworfen. Letztlich waren die Erfahrungen, die ich bereits bei anderen Projekten, wie z.B. beim Hut gesammelt habe, sehr hilfreich.
Die Technik, die schließlich für den Schlangenkopf zum Einsatz kam, orientiert sich an der oben erklärten Basistechnik. Zunächst habe ich allerdings ein Drahtgestell aus Eisen- und Kupferdraht geformt, das der Größe des Kopfes entsprechen sollte. Vorne unterhalb der Schnauze beginnend habe ich mithilfe der Basistechnik Dosenclips am Gestell befestigt. Die Baumwollkordell-Stücke, die ich dabei verwendet habe, sind bewusst sehr lang gewählt, damit diese sich beim Verknüpfen der Dosenclips bis in den Hals der Schlange erstrecken. Dort habe ich sie miteinander verknotet. Das hat den Vorteil, dass die Baumwollkordeln nicht bereits am Kopf enden und es dort nicht zu sichtbaren Knoten kommt.
Um die Augen der Dosenclips-Schlange zu realisieren, habe ich zwei rote Status-LEDs mithilfe der daran vorhandenen Gewinde an die gewünschten Stellen im Kopf geschraubt. Anschließend habe ich ein Kabel an den LEDs angeschlossen und dieses durch die Aussparung für den Hals der Schlange geschoben.
Den Unter- und Oberkiefer der Schlange habe ich abgeschlossen, indem ich jeweils eine flache Schicht des Dosenclipsgeflechts auf Grundlage der Basistechnik angefügt habe. Diese Schichten reichen jeweils bis in den Rachen der Schlange hinein. In der Mitte des Rachens habe ich eine kleine Öffnung gelassen, durch welche man in den Hals der Schlange gucken kann.
Am Halsende des Kopfes sind die Dosenclips des Oberkiefers 9 Dosenclips breit und die Dosenclips am Unterkiefer 6 Dosenclips breit. An diese wird später der Hals angesetzt.
Die Zähne der Schlange wollte ich zunächst ebenfalls aus Dosenclips erstellen. In einigen Versuchen mit unterschiedlichen Techniken und unterschiedlichen Dosenclips hat sich jedoch gezeigt, dass Dosenclips für mein Vorhaben leider nicht filigran genug waren. Daher habe ich die Zähne der Dosenclips-Schlange schließlich mit Stecknadeln realisiert. Diese habe ich an den gewünschten Stellen angebracht, indem ich sie durch die Baumwollkordel im Unter- und Oberkiefer gesteckt habe. Daran anschließend habe ich sie entsprechend gekürzt und in Form gebogen.
Der Hals der Schlange
Bei der Fertigung des Schlangenhalses sind zwei Dosenclips-Stücke entstanden, die jeweils von der Breite her am Ober- bzw. Unterkiefer ansetzen. Die beiden Stücke werden vom Kiefer aus gesehen breiter und sind auf Grundlage der Basistechnik entstanden.
Das Stück, das am Unterkiefer ansetzen soll, beginnt daher bei 6 Dosenclips in der Breite; das am Oberkiefer ansetzen soll bei 9. Nach 20 Dosenclips in die Länge, werden beim Stück, das am Unterkiefer ansetzen soll, an beiden Seiten Reihen angefügt. Danach wird alle 10 Dosenclips eine Reihe an das jeweils schmalere Stück angefügt. Das heißt, das zunächst zweimal nach 10 Dosenclips das Unterkiefer-Stück verbreitert wird, nach weiteren 10 Clips das Oberkiefer-Stück und dann immer Unter- und Oberkiefer im Wechsel. Dies wird so lange fortgeführt, bis das eine Stücke 15 und das andere 16 Dosenclips breit ist.
Die Schlange wächst zusammen
Wie bereits Eingangs erwähnt, wird die Schlange aus mehreren Elementen zusammengesetzt. Ein Schlangenstück aus über 900 Dosenclips ist im nächsten Bild zu sehen.
Zum Verbinden werden im ersten Schritt die beiden Dosenclips-Geflechtstücke, welche miteinander verbunden werden sollen, aneinander gelegt.
Angefangen an einer Seite werden die beiden Dosenclips-Geflechtstücke miteinander zu verbunden. Zuerst wird eine Wicklung von der Seite des Stückes, welches dem Kopf näher ist, durchgeführt. Danach werden die fehlenden beiden Wicklungen von der anderen Seite aus gemacht. Zuletzt die beiden Seiten gut miteinander verknoten. Die Knoten sollen sich nicht mehr lösen, da diese später nicht mehr nachgezogen werden können.
Auf diese Weise wachsen die beiden Dosenclips-Geflechtstücke zu einem zusammen. Sobald alle Knoten fertig sind, werden diese noch einmal kontrolliert und die überschüssige Baumwollkordel abgeschnitten. Wie auf einem der folgenden Bilder zu sehen ist, ist die Verbindungs-Naht von der Außenseite der Schlange praktisch nicht zu erkennen.
Aufhängen der Schlange
Die letzte Herausforderung war das Aufhängen der fertigen Schlange am Kronleuchter und an der Decke. Der Kronleuchter aus Weinflaschen ist ein älteres Projekt von mir, bei dem die Weinflaschen via Ketten an einer vorrichtung aus Holz befestigt sind.
Im ersten Schritt wurde die Schlange auf einen Schrank gelegt, der Torso mithilfe von Bierkästen abgestützt und dann der Kopf grob befestigt. Danach habe ich die Schlange vom Kopf angefangen grob in Position gebracht. Sobald die Schlange hing, konnte mithilfe von Anpassungen an der Kordellänge sowie verschieben der Schlange haben diese am Ende an ihren jetztigen Platz gebracht.
Nachdem die Schlange hing, habe ich die Augen an dem Kronleuchter angebracht. Somit gehen die Augen an, sobald das Licht eingeschaltet wird. Der Kopf hängt so, dass jeder der den Raum betritt erstmal von Monty angeschaut wird.
Monty, die Python
Nach langer Suche hat die Schlange endlich einen Namen. Vom 20. September 2018 bis zum 21. April 2020 konntet ihr hier Namen vorschlagen und für diese abstimmen. Dabei konnte natürlich nur ein Name die meisten Stimmen für sich gewinnen. Hiermit präsentiere ich euch also stolz Monty, die Python. Diese Schlange gehört der neu erschaffenen Art Python dosenclipsus an.
Monty
Kriechhild
Clipso
Python dosenclipsus
Apophis
Michael Raser
Phytonia
Pythoclips
Nino David Drechsler
Danger-Noodle
Dennis
Vasuki
Seraphina
Manda
Tanzverbot
Jörmungandr